Nick, welchen Schmerz lindert ihr mit Lhotse Analytics?
Die Einkäufer in globalen Industrieunternehmen arbeiten in einem sehr komplexen Umfeld. Sie managen im Schnitt 20 Millionen Euro Spend, 50+ globale Lieferanten, 20+ globale Werke und 500+ aktive Teilenummern. Nahezu jedes Ereignis am Weltmarkt wie zum Beispiel Inflation, Logistikkrisen wie das Thema Evergreen, Kapazitätskrisen wie aktuell Halbleiter, Force Majors wie Fluten, Brände oder auch eine Corona Pandemie landen direkt auf dem Schreibtisch eines jeden Einkäufers.
Zudem besteht die Aufgabe des strategischen Einkäufers in großen Industrieunternehmen im Wesentlichen darin, strategische Ziele zu erreichen. Hierzu zählt insbesondere das Ziel, die Kosten im Produktionsmaterial zu reduzieren. Um Einsparpotenziale zu finden, müssen große Datenmengen miteinander verbunden, angereichert und analysiert werden. Dies geschieht heute zum Großteil manuell und händisch. Der große manuelle Aufwand frisst wertvolle Zeit und ist unterm Strich einfach nervige, non-value-added Arbeit.
Was ist eure konkrete Geschäftsidee?
Wir unterstützen Unternehmen, ihr maximales Einsparpotential im Produktionsmaterial automatisiert zu identifizieren und umzusetzen sowie eine vollständige Transparenz über Ihre Einkaufsvolumen und KPIs zu erlangen. Unsere Lösung ist exklusiv für global agierende Manufacturing Companies wie zum Beispiel Automobilzulieferer oder Hersteller für Haushaltswaren oder medizinische Geräte.
Diese Unternehmen haben in der Regel ein (direktes) Einkaufsvolumen von rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes bei einer Profitmarge von unter 10 Prozent. Der Einkauf ist daher eine sehr strategische Funktion und muss jedes Jahr rund 3-4 Prozent Kosten einsparen – in Zahlen 15 bis 500 Millionen Euro je nach Unternehmensgröße.
Wir identifizieren Einsparpotenziale, indem wir die Daten unserer Kunden mit Marktdaten anreichern, bis auf Kostentreiberebene analysieren und für jedes einzelne Zukaufteil klare Handlungsempfehlungen geben, um Kosten zu sparen, Risiken zu minimieren oder strategische KPIs zu verbessern.
Unser Tool imitiert also die Denkweise des idealen strategischen Einkäufers. Es betrachtet automatisiert globale Marktereignisse wie Rohstoffpreisentwicklungen, Wechselkurse, Transportkosten oder auch Einfuhrzölle. Es analysiert selbständig Angebote und Kostenaufschlüsselungen, sogenannte Cost-Breakdowns. Und das alles ohne manuellen Aufwand.
Was macht Euch sicher, dass das funktioniert bzw. euer Produkt gebraucht wird?
Nach etwas mehr als 6 aktiven Monaten am Markt und etlichen Gesprächen mit Unternehmen im europäischen und amerikanischen Raum zeichnet sich ein großes Interesse ab. Wir sind in sehr intensiven Gesprächen mit Weltmarkführern im Bereich Automotive Seating sowie Elevator. In ersten Projekten konnten wir Potenziale von bis zu 10 Prozent für unsere Kunden identifizieren. Das Weiteren hat sich herauskristallisiert, dass sich der Start-Up Markt im Bereich Procurement neben Themen wie Nachhaltigkeit gerade sehr stark auf den Bereich Indirect Procurement fokussiert oder die Automatisierung von operativen Aufgaben. Wir haben somit eine schöne Nische für uns entdecken können.
Welche Hürden musstet Ihr bislang bei den Einkaufsabteilungen überwinden?
Wir haben unser Unternehmen während der Corona-Pandemie gegründet und befinden uns gerade in der nächsten Krise, die des Halbleiter-Mangels. Beide Krisen setzten die Einkaufsorganisationen unter Strom. Es bleibt wenig Zeit, sich mit Innovationen wie unserer auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite hingegen bewegt gerade das viele Einkaufsorganisationen dazu, sich jetzt mit neuen, digitalen Lösungen auseinander zu setzen.
Eine weitere Hürde ist auch, dass viele Einkaufsorganisationen aufgrund Ihrer schlechten Datenqualität befürchten, dass unser Tool falsche Ergebnisse ausspuckt. „Garbage in – Garbage out“. Für das Thema Datenqualität haben wir jedoch intelligente Lösungen geschaffen. Zunächst noch skeptischen Kunden können wir schließlich mittels individuellen Produktdemos auf Grundlage ihrer eigenen Daten helfen, Vertrauen in unser Produkt aufzubauen.
Hier findet ihr das komplette Interview.
Interview: Stephan Chassaing de Bourdeille.